Energiemarkt
Netzengpässe im Griff: Stadtwerke Rosenheim unterstützen 30 Netzbetreiber beim Redispatch 2.0

Redispatch 2.0 soll Netzüberlastungen verhindern, indem Erzeugung und Speicher planungsdatenbasiert, maßnahmeneffizient und zu möglichst niedrigen Kosten angepasst werden. Gleichzeitig verlangt Redispatch 2.0 Netzbetreibern aber auch viel ab. Die Stadtwerke Rosenheim haben ein passendes Dienstleistungsmodell aufgebaut, das heute von über 30 Partnern genutzt wird – von den Stammdaten über die Prognosen bis zur Abrechnung. Grundlage dafür ist die Software des IT-Anbieters KISTERS.
- Die Herausforderung
- Die Umsetzung
- Die Vorteile
Die Herausforderung
Die Herausforderung
Die Zahl der Eingriffe ins Stromnetz steigt rasant. Die Dynamik zeigt sich in den Zahlen: 2022 und 2023 wurden im System der Stadtwerke Rosenheim jeweils rund 100 Maßnahmen umgesetzt. 2024 kam es zu einer Verzwanzigfachung. „In der ersten Jahreshälfte 2025 hatten wir bereits doppelt so viele Maßnahmen wie im gesamten Jahr 2024“, sagt Florian Lippert, Leiter Redispatch bei den Stadtwerken Rosenheim. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Netzgebieten groß. Manche Verteilnetzbetreiber kommen ohne Eingriffe aus, andere müssen täglich Maßnahmen umsetzen. Für viele Netzbetreiber ist die Umsetzung von Redispatch 2.0 damit zur Daueraufgabe geworden.
Diese Aufgabe ist in der Umsetzung zudem sehr komplex, weil so viele Marktrollen beteiligt sind: Netzbetreiber, Einsatzverantwortliche, Betreiber technischer Ressourcen, Lieferanten, Direktvermarkter und Bilanzkreisverantwortliche müssen eng zusammenarbeiten. Dafür braucht es eine durchgängige Prozesskette und eine zuverlässige IT-Unterstützung. „Letztlich ist es am effizientesten, wenn alle Beteiligten auf einer gemeinsamen Plattform arbeiten, die auf ihre Rolle zugeschnitten ist“, betont Gilbert Vogler, Abteilungsleiter Energievermarktung bei den Stadtwerken Rosenheim. Angesichts der steigenden Eingriffe im Stromnetz ist dieser Weg für viele Netzbetreiber wohl alternativlos.
Die Umsetzung
Die Umsetzung
Die Stadtwerke Rosenheim haben früh reagiert und sich auf diese Entwicklung eingestellt (vorherige Erfolgsgeschichte). Sie haben ein Dienstleistungsmodell aufgebaut, das die Umsetzung des Redispatch 2.0 von den Stammdaten über die Prognosen bis zur Abrechnung umfasst. Sie übernehmen heute die Abwicklung der Prozesse für mehr als 30 Netzbetreiber in ganz Deutschland auf Basis einer Softwarelösung des Aachener IT-Anbieters KISTERS.
Für die Umsetzung setzen die Rosenheimer auf eine IT-Lösung von KISTERS. Die Software bildet die komplette Prozesskette des Redispatch 2.0 ab. Sie läuft mandantenfähig in der Cloud und erlaubt es, für jede Marktrolle eigene Zugänge und Oberflächen bereitzustellen. „Wir haben bereits beim Aufbau unseres virtuellen Kraftwerks gut zusammengearbeitet. Daher lag es nahe, auch beim Redispatch gemeinsam vorzugehen“, sagt Vogler.
Aus dieser Kooperation entstand ein Dienstleistungsmodell, das heute Netzbetreiber, Einsatzverantwortliche, Lieferanten und Betreiber technischer Ressourcen nutzen. Die KISTERS-Software umfasst den gesamten Prozess für den Redispatch 2.0 und kann zur Umsetzung von Dienstleistungen sowohl in den Pflicht-Bereichen Prognose, Abrufumsetzung und Bilanzierung, als auch mit Zusatzleistungen bei der Umsetzung eigener Maßnahmen für mehrere Marktrollen eingesetzt werden.
Ausblick: Flexibilitätsmanagement und §14a EnWG
Die Anforderungen an Redispatch 2.0 entwickeln sich stetig weiter. Clusterabrufe, Kostenblätter und die Abwicklung eigener Maßnahmen stehen als nächste Schritte an. Parallel bereiten sich die Stadtwerke Rosenheim auf neue Vorgaben aus §14a EnWG vor. Künftig müssen Verteilnetzbetreiber steuerbare Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen oder Ladepunkte anschließen und im Bedarfsfall dimmen können.
„Es ist sinnvoll, Flexibilitätsmanagement und Redispatch im Zusammenspiel zu betrachten“, so Lippert. Die Integration soll auch Post-EEG-Anlagen und dynamische Tarife berücksichtigen. Dafür braucht es eine ausreichend dichte Smart-Meter-Infrastruktur, die Daten in Echtzeit liefert und Schaltungen über Controllable Local Systems ermöglicht.
Die Vorteile
Die Vorteile
Dienstleistung mit KISTERS-Software als starker Basis
Mandantenfähigkeit, Schnittstellenvielfalt und standardisierte Prozesse sind entscheidend. Jeder Kunde hat eigene Zugänge und Oberflächen. Alle Schritte von der Stammdatenerfassung über Prognosen und Abrufe bis hin zu Bilanzierung und Abrechnung laufen hochautomatisiert.
Pragmatische Lösungen zur Sicherung der digitalen Regelenergie-Marktkommunikation
In der Praxis weichen Prozesse nicht selten von der Norm ab. Für Maßnahmenabrufe, die noch telefonisch oder per E-Mail statt via Connect+ erfolgen, haben die Rosenheimer gemeinsam mit KISTERS einen Abrufgenerator entwickelt, mit dem sich Abrufe außerhalb der vorgesehenen Regelprozesse digital erfassen und somit noch in die Prozesskette zurückführen lassen.
Effizienz und Skalierbarkeit durch Automatisierung und Schnittstellen
Wesentlich für die Massenabwicklung ist ein hoher Automatisierungsgrad. REST-API-Schnittstellen verbinden das Redispatch-System mit den Energiedatenmanagement- und Abrechnungssystemen der Netzbetreiber. Auch Nichtverfügbarkeiten von Anlagen können automatisiert gemeldet werden. Viele Schnittstellen wurden bereits von KISTERS entwickelt und in der Cloud-Lösung erprobt. So lassen sich neue Mandanten vergleichsweise schnell integrieren.
IT-Sicherheit und Stabilität durch Cloud-Betrieb auf höchstem Niveau
Als kritische Infrastruktur müssen Netzbetreiber hohe IT-Sicherheitsstandards erfüllen – für viele kleinere Versorger eine Herausforderung. Die Stadtwerke Rosenheim und KISTERS schließen diese Lücke. Die Software wird in der KISTERScloud betrieben, zertifiziert nach ISO 27001 und Sicherheitskatalog. Updates und Überwachung erfolgen zentral.
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Mit der IT-Komplexität müssen wir uns als Dienstleistungsanbieter nur bis zu einem gewissen, für uns beherrschbaren Grad auseinandersetzen. Denn wir haben uns dazu entschieden, die Software in der Cloud von KISTERS zu betreiben, so dass der Hersteller uns notwendige Updates im Hintergrund einspielt, die Betriebsfähigkeit überwacht und proaktiv sicherstellt. Weil wir uns auf eine starke Softwarebasis verlassen können, können wir uns besser auf die fachlichen Prozesse und deren Qualität konzentrieren.
Florian Lippert, Leiter Redispatch bei den Stadtwerken Rosenheim
Lesen Sie hier auch ein Interview der ZfK mit Florian Lippert über Herausforderungen und Lösungen im Rahmen des Redispatch 2.0.
Erfahren Sie mehr über unsere Lösungen zum Redispatch 2.0 für alle Marktteilnehmer.
Über Stadtwerke Rosenheim
Die Stadtwerke Rosenheim betreiben ein virtuelles Kraftwerk mit mehr als 1000 Anlagen und setzen seit 2021 Redispatch 2.0 für inzwischen über 30 Netzbetreiber um. Neben Netzbetreibern zählen auch Einsatzverantwortliche, Lieferanten und Direktvermarkter zu den Mandanten.